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Donnerstag, 8. März 2007

Europäische Statistiken zum Frauentag

Noch ist Frauentag und extra für meine LeserInnen bin ich in die Untiefen des europäischen Statistikamts herabgestiegen um nach interessanten Statistiken zum Thema Frauen/Männer zu suchen.

Wer sich dafür interessiert, welches Geschlecht in welchem Land was wie lange tut, für den dürfte folgende kurzgefasste Aufstellung beste Lektüre darstellen. Bemerkenswert: Männer brauchen durchweg fast genauso lange wie Frauen im Bad ;)

Deutlich ernsthafter gemeint ist dieser Verweis auf eine Erhebung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden zwischen Europas Wissensarbeitern. Datengrundlage ist das Jahr 2004. Wichtigste Ergebnisse in Bezug auf weibliche "Wissensarbeiter":
2004 waren in Europa 50,4 % der Humanressourcen in Wissenschaft und Technik (Kernbestand) (HRSTC) Frauen. Zum Vergleich: Der
Anteil von Frauen an den erwerbstätigen 25- bis 64-Jährigen betrug lediglich 44,1 %.
Die große Mehrheit (69,1 %) der europäischen HRSTC war im Sektor der wissensintensiven Dienstleistungen tätig. Mit einem Anteil von
77,3 % im Jahr 2004 war diese Spezialisierung bei den weiblichen HRSTC noch ausgeprägter.

Zum derzeitigen Dauerbrenner "Kinderbetreuung" natürlich noch diese aussagekräftige Statistik zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Unterschieden zwischen Frauen und Männern. Nichts Neues im Allgemeinen:
Die Erwerbsbeteiligung und die Arbeitszeiten von Frauen im Alter von 20 bis 49 Jahren in der Europäischen Union hängen eng mit Zahl und Alter der zu betreuenden Kinder zusammen; bei Männern spielen diese Faktoren keine so große Rolle.
Bei den Frauen lese ich für Deutschland, Großbritannien und die Niederlande besonders starke Einschnitte in der Arbeitszeit heraus. Erstaunlicherweise schneidet Frankreich aber gar nicht sooo gut ab. Slowenien bietet dafür als (von mir grob überschlagener) Spitzenreiter Frauen mit Kinder nahezu gleichwertige Arbeitsbedingungen wie Männern. Bewundernswert!

Damit entlasse ich meine werten Leser in die Nacht und ein verlängertes Wochenende. Ab Montag bin ich wieder für Sie da!

Die Verfassung ist tot, es lebe die Verfassung!

(Nein, trotz dieser Überschrift kein Grundgesetzdefätismus. Vielmehr ein Plädoyer für eine europäische Verfassung.)

Bereits zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat sich eines angedeutet. Sollten die Mitgliedstaaten am 25. März tatsächlich einen neuen Vertrag über eine "Verfassung für Europa" unterschreiben, dann wird eines ganz sicher nicht mehr darüber stehen. Das Wort "Verfassung".

Das erschreckende daran: Vermutlich wird dieser Schritt zu mehr Akzeptanz des Vertrages im Volk führen, als es jede inhaltliche Änderung schaffen könnte. Denn hier kommt Psychologie ins Spiel.

Der Begriff "Verfassung" steht vor allem für Franzosen und Einwohner der Insel für "zu viel" Europa. Eine Verfassung wird als etwas starres aufgefasst - und mag sie in Wirklichkeit ein völkerrechtlicher Vertrag und genauso flexibel oder starr sein wie die bestehenden Verträge.

In Frankreich wurde 2004 deshalb auch oft der Kritikpunkt geäußert, der Vertrag sei "wie in Stein gemeißelt"; und so etwas wolle man nicht.

Hier tritt die Skepsis gegenüber der aktuellen Europäischen Union deutlich hervor. Mehr Macht abgeben an diesen nicht verstandenen und leider mittlerweile auch immer seltener gemochten Bürokratiekoloss: das will man nicht. Und deswegen steht der Nationalstaat, dieses in meinen Augen eigentlich überholte und veraltete Staatenmodel, in den Köpfen der Unionsbevölkerung besser da denn je. Der ist wenigstens überschaubar.

Dieser Angst in der Bevölkerung, für Immer zu viele Kompetenzen an die EU abzugeben, muss natürlich adäquat begegnet werden. In meinen Augen gibt es hierfür aber nur einen geeigneten Ansatz: Reformen, Demokratisierung und Transparenz. (Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge!) Doch hierfür braucht man die Bereitschaft in den Mitgliedstaaten, eine wirklich tiefgehende und effiziente (politische) Union aufzubauen.

Genau diese Bereitschaft zeigte sich in dem nicht in Kraft getretenen "Verfassungsvertrag". Aus der puren Notwendigkeit geboren, befanden sich die Unionsmitglieder mit diesem sicherlich auf dem richtigen Weg. Die breite Ablehnung in der Bevölkerung macht inhaltliche Änderungen notwendig. Mehr Soziales, noch mehr Demokratie, weniger Europa. Die nun wohl amtliche Umbenennung des Vertrages von "Verfassung" in irgendetwas anderes ist aber reine Augenwischerei und soll lediglich darüber hinwegtäuschen, welche Rolle die EU/EG derzeit wirklich für unser Leben spielt. Eine "Verfassung" kommt der wichtigen Rolle des europäischen Systems näher, aber sie wird erst akzeptiert werden, wenn Europa auch in den Köpfen seiner Bewohner angekommen ist.

Aber ich bin dennoch optimistisch: Europa ist nicht von jetzt auf morgen entstanden. Viele kleine Schritte haben zu dem geführt, was es trotz aller Kritik heute ist: eine erfolgreiche Wirtschafts- und Währungsunion, die ihresgleichen auf der Welt sucht. Den Schritt zur richtigen politischen Union wird die EU auch noch schaffen. Und sei es nur über eine Verfassung, die nicht mehr so heißen darf.

1. Tag Europäischer Rat - Presseschau

Viel EU, wenige Zeit. Daher mal wieder eine Presseschau zum heutigen ersten Tag des Europäischen Rates:
  • Die ZEIT beschäftigt sich mit der Tagesordnung des Rates: Immer schön stillhalten - Beim EU-Gipfel könnte Angela Merkel echte Probleme ansprechen. Aber wer will schon Ärger?
  • Spiegel online zum Gipfeltreffen: Die Gipfelkönigin - Angela Merkel unter Erfolgsdruck: Nach zwei Monaten als EU-Chefin und viel Vertrauensvorschuss muss sie beim EU-Gipfel den Klimaschutz vorantreiben. Selbstbewusst treibt die Kanzlerin die widerstrebenden Partner vor sich her.
  • Das Thema Klimaschutz ist ein Renner in den Medien. Hier die Süddeutsche: Klimaschutz bei EU-Gipfel - Streit ist programmiert - Beim Gipfeltreffen der Europäischen Union Ende der Woche ist Streit über den Klimaschutz absehbar. Bundesaußenminister Steinmeier konnte sich am Montag in Brüssel mit seinen EU-Kollegen nach Diplomatenangaben nicht auf ein verpflichtendes Ziel zum Ausbau erneuerbarer Energien verständigen.
  • Und Spiegel online zur Klimaschutzdebatte: Merkel bekommt Hilfe im Klimastreit mit Chirac - Angela Merkel hat vor Beginn des EU-Energiegipfels alle Staaten vehement aufgefordert, sich verbindliche Ziele zum Klimaschutz zu geben. Zwar gibt sich Frankreichs Staatschef Jacques Chirac noch stur. Regierungsvertreter anderer Länder gaben der Kanzlerin aber Rückendeckung. (Mit interaktiver Karte zu den Positionen der EU-Länder!)
  • Ebenfalls zum Klima bei der ZEIT: Strahlende Ablehnung - Europas Bürger fürchten den Klimawandel. Kernkraft lehnen sie trotzdem ab – sogar die Mehrheit der Franzosen, ergab eine Umfrage
  • So sieht es CNN: EU meets to forge new green policy - Germany wants the EU summit to set a global challenge to the U.S., Canada, Russia, Japan and other G-8 nations to agree on deep emissions cuts.
  • Ach ja. Die EZB erhöht. Meldung bei der Süddeutschen: Inflationsrisiken - EZB erhöht Leitzins auf 3,75 Prozent - Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins auf den höchsten Stand seit fünfeinhalb Jahren angehoben.

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